Nachdem ich im Thread zur Vorstellung meines Ahorn Kastenwagens ermahnt wurde, meinen Reiseberichten einen eigenen Thread zu spendieren ;), geht's also nun korrekt einsortiert weiter mit einem Bericht vom Kurztrip in die hohe Tatra.
(Auch hier sei wieder vorangestellt: in Polen ist kontaktloses Camping gestattet, wir halten uns an alle Regeln, testen uns dauernd selbst und wollen niemandem auf den Schlips treten)
Letztes Wochenende wollten meine Frau und ich in die andere Richtung, also in den Süden Polens, in die hohe Tatra.
Ziel war Zakopane, ein mondäner Wintersportort der in toller Szenerie gelegen ist.
Gestanden haben wir auf dem Stellplatz Villa Springer (Willa Scoczek) in einem Vorort von Zakopane:
Ein schöner Platz, den wir ganz für uns hatten - ok die Schwarzwasserentsorgung einfach in ein Loch im Boden ist nicht so der Hit, funktioniert aber auch. Strom gab's auch, es empfiehlt sich aber, immer einen Schuko zu CEE Adapter dabei zu haben.
Von der Willa Scoczek ist die Anbindung in die "Innenstadt" und zu anderen Zielen gut, es gibt in 300 m eine Bushaltestelle - oder man nimmt für die ca 25 km zur Kutschenstation am Aufstieg in Richtung Morskie Oko (Mereresauge See) einfach ein Taxi. Das dauert etwa 30 Minuten und kostet 100 zl (ca 23 Euro).
Wir sind dann mit der Pferdekutsche die Strecke bis zum berühmten Meeresauge, dem Morskie Oko aufgefahren. Kann man sicher auch zu Fuss machen, das dauert allerdings gut drei Stunden und dazu war ich dann doch zu faul.
Die Kutschfahrt kostet 50 zl (etwas über 10 Euro) für den Weg hinauf und dauert 90 Minuten. Die Kutschen unterliegen wohl strengen Auflagen, so darf die schwere Auffahrt nicht schneller als in 90 min passieren um die Tiere nicht zu überanstrengen.
Unterwegs gibts tolle Ausblicke so wie diesen:
Von der oberen Kutschstation läuft man die letzten 2 Kilometer zu Fuss und hat dann diesen Blick über das, im Sommer grün bis blau schillernde, "Meeresauge", den Morskie Oko.
Das Meeresauge ist der höchste Bergsee Polens, er liegt in 1,400 Meter Höhe.
Neben der Kutschstation gibt es eine Berghütte mit reichlich Gastronomie - die war erstaunlicherweise geöffnet, und da es dort sehr gesittet und mit Abstand lief, sind wir eingekehrt.
Hier sieht man eine typisch Polnische Brotzeit mit Oscypek (geäuchertem um gegrilltem Schafskäse), Kielbasa (war klar, oder?) und meiner Lieblingssuppe: Zurek. Bier gab's auch, ich war restlos glücklich.
Mit der Kutsche ging es dann zurück ins Tal - die Abfahrt kostet nur 40 zl (8,50 Euro) :), wohl weil es die Zossen dann leichter haben. Sie dauert auch nur knapp eine Stunde.
Die Einheimischen meinten übrigens, es wäre diese Jahr das perfekte Wintersportwetter, die Pisten würden voraussichtlich bis Mitte Mai das Skifahren zulassen.
Mit dem Taxi ging es dann zurück nach Zakopane. Der Ort hat viel von seinem urspünglichen Charme bewahrt, auch wenn es schon ein echtes Zentrum des Massentourismus ist. Um hier im Winter überhaupt ein Hotelzimmer zu bekommen, muss man mindestens ein Jahr im Voraus buchen.
Die Hauptstrasse Krupowki war dann auch wirklich geschäftig. Sogar einige Läden hatten trotz des Verbotes geöffnet, denn in Polen ist das ganze Lockdown-Wesen rechtlich nicht abgesichert. Die Nationalkonservative PIS Partei hat das Ausrufen des nationalen Notstandes vermieden, um bei der Präsidentenwahl letztes Jahr ihren Wunschkandidaten Duda durchzupauken. Da für viele Massnahmen die rechtliche Grundlage ohne Notstand unsicher ist, wird politsich viel verkündet, aber wenn sich drüberweggesetzt wird, passiert manchmal eher nicht so viel. Wie wir halt hier in Zakopane erstaunt sehen konnten.
Auf der Krupowki gab es - wie überall in und um Zakopane - den berühmten Oscypek, Das ist ein Schafskäse aus dieser Region, der 3-4 Monate im Rauch reift. Er wird in Scheiben oder als vorgeformter Taler gegrillt und dann mit Preisselbeeren serviert.
Mir schmeckt das Zeug wirklich gut - nur die Mitnahme ist nicht ganz einfach, Er stinkt einfach extrem nach Rauch, so dass man das Angebot des Einschweissens in Vakuumfolie unbedingt annehmen sollte, wenn man sich ein paar Vorräte mitnehmen will.
Bei solch einem Angebot konnte ich nicht widerstehen, und habe der örtlichen Wirtschaft nochmal kräftig unter die Arme gegriffen.
Am Ende der Krupowki liegt die Station der Standseilbahn zum Gubałówka Gipfel. Wir sind dort hinaufgefahren um von über 1,100 Metern Höhe den Blick über Zakopane und die Tatra in Richtung Süden zu geniessen.
Oben angebommen gab es ein solches Panorama:
Das gefällt sogar einem Nordlicht wie mir, der's mit den Bergen eigentlich nicht so hat.
Nach einem Bierchen ging es wieder runter in die Stadt - auch die Abfahrt bot noch einmal was für's Auge:
Am Sonntag wollten wir eigentlich mit der Seilbahn auf den Kasprowy Wierch fahren, leider war aber das Wetter umgeschwungen, so dass der Betrieb wegen Starkwind eingestellt war - also haben wir die Rückfahrt nach Warschau angetreten und einen kurzen Stop in Krakau eingelegt.
Das Wetter war auch da nicht mehr soooo schön, drum sind wir nicht allzulange geblieben. Ausserdem war wirklich alles geschlossen, es gab nur wenig ausser Haus Verkauf und sogar die meisten Buden in der mittelalterlichen Tuchhalle auf dem grossen Markt waren geschlossen.
Schön anzusehen war es dennoch, aber in Krakau waren wir schon oft, drum waren wir nicht traurig als es dann am Nachmittag heim nach Warschau ging.
Mit dem Auto sind es von Warschau nach Zakopane ca 420 km, die Strecke ist nur zum Teil Autobahn, aber extrem gut ausgebaut und mautfrei. Mit dem Kastenwagen in 5 Stunden gut zu machen, der Trip.
Von Berlin sind's 700 km, von FFM gar 1,000 - also aus D eher nicht als Kurztrip zu machen.
Meine Frau und ich waren zum ersten Mal in Zakopane, es wird aber ganz sicher nicht das letzte Mal bleiben, denn es hat uns ausgesprochen gut gefallen.