Hallo!
Ich habe hier im Forum manche Tipps erhalten, darum möchte ich nun auch mal von meinen/ unseren Erfahrungen mit dem Euramobil (5,40 m) auf Fiat Ducato Basis (2,3 l, 120 PS) berichten und von meinen Basteleien, die wir für notwendig hielten. Wir kauften das Mobil im Juni 2017 und haben nun über 6000 km hinter uns.
Da wir nur noch ein Auto haben wollen, musste es ein 540er sein. Ein Neuer kam nicht in Frage, da ich ein bisschen unbekümmert in der Pflege bin, da sähe der Wagen nach dem erstenUrlaub sowieso wie ein sehr Gebrauchter aus. Dieser Eura war ein günstiges Angebot, 38000 km, Bj 2011, erster Eindruck: wie neu.
Was uns gefällt:
> Prachtvoller Motor, leise, elastisch, sparsam, gutes Anfahrverhalten
> Wendigkeit, sehr kleiner Wendekreis, auch im wuseligsten Stadtverkehr macht der Duc Spaß
> Komfortables Festbett (systembedingt etwas kurz, aber für mich – 1,80 – gerade noch ok)
> Viel Stauraum
> Kaum Klappergeräusche
> Den ersten Urlaub mit unglaublichen Waschbrettstrecken hat er schadlos überstanden.
Was uns nicht so gut gefiel / gefällt:
> Harte Federung
> Sitzposition zu hoch
> Möbel (mit Holzdekor-Plastikfolie) lieblos zusammengetackert, aber immerhin herrscht ein freundlicher Farbton
> Aufbau-Elektrik unvorschriftsmäßig (falsche Kabel, frei baumelde Steckanschlüsse)
> Fehlende notwendige Ausrüstung: keine Rückfahrkamera, kein Gas-Crashsensor.
Was uns gar nicht gefällt / gefiel:
> Die fürchterliche Enge: Einstieg war weitgehend versperrt durch den Küchenklotz (waren Türen nicht früher mal zum Ein- und Aussteigen gedacht ?), da passt nicht mal die Trittstufe, Durchgang zwischen Küche und Sitzbank war 40 cm breit!
> Küchenblock 105cm (!) hoch, was das Engegefühl noch verstärkte, trotzdem nur eine Minischublade
> Absorberkühlschrank im 12-V-Betrieb nahezu wirkungslos
> Schalter und Steckdosen wahllos verteilt (Gasboiler-Schalter unter dem Bett!)
> Sitzbank: zu kleine Sitzfläche, 90-Grad-Rückenlehne
> Tisch viel zu groß, so dass man nur unter Verrenkungen Platz nehmen konnte.
Also habe ich erst mal eine Rückfahrkamera montiert und einen neuen Tisch gebaut. Nun kann man zwar keine Menüteller mehr hinstellen, aber man kann sich wenigstens ohne Verrenkungen hinsetzen. Mit Geduld schafft sogar ein Laie, die Doppelachsen-Scharniere einzupassen. Trotz Buchenholz ist der Tisch nicht mal halb so schwer wie das Original, das auf einem riesigen Eisenrohr montiert war. Für die erste große Fahrt habe ich auch Ventilatoren in das Heki über dem Bett gebaut („be quiet“, die sind wirklich extrem leise), man kann das Heki und die Rollos öffnen und schließen, ohne die Ventilatoren herauszunehmen. Ein PWM-Schaltung dient zur Regulierung, so dass sie nicht das Fliegennetz wegblasen.
Da ich leidenschaftlicher Bastler bin, haben wir schon auf der großen Fahrt Pläne gemacht, was wir ändern wollten. Da war der für dieses Fahrzeugformat unserer Meinung nach viel zu große Küchenblock das erste Projekt.
Wieder zu Hause, griff ich flugs zur Säge und sägte soviel ab wie möglich. In der Länge leider nur 13cm, mehr war wegen der Leitungen, die aus dem Fußboden kommen, nicht realistisch. In der Höhe 15cm, auf Normalmaß. Schmaler wurde der Küchenblock auch, er verjüngt sich nun in Fahrtrichtung, 10 cm Platzgewinn. Da wir keinen Absorber mehr wollten, verkauften wir ihn. Und die riesige Herd-Spüle-Kombination und den Boiler auch. Gekühlt wird jetzt per Kompressorbox. Im Frühjahr kommt ein Elektroboiler rein, und gekocht wird (wenn überhaupt) draußen mit einem Kartuschenbrenner. Für den TÜV schraube ich eine 500-W-Mini-Elektroplatte in eine der Schubladen, damit sind die Jungs vom TÜV zufrieden. Statt einer Mini-Schublade haben wir jetzt drei brauchbare auf 100%-Auszügen. Der Verzicht auf die Gasanlage fällt uns nicht schwer, auf der ersten großen Fahrt (5300 km durchs Baltikum, super Reise) hatten wir auf jedem Übernachtungsplatz Stromanschluss. Das im Elektrokessel erhitzte Wasser blieb in der Thermoskanne den ganzen Tag heiß, so dass Instantsuppe und Kaffee jederzeit möglich war. Ich weiß, die Ansprüche an Essen und Trinken sind sehr verschieden, aber alles kann man nicht haben, und für einen Supersalat, ein reichlich belegtes Baguette und ein heißes Süppchen brauchen wir keine zwei Gasbrenner. Und wenn wir in eine Pizzeria gehen, schon gar nicht.
Autarkie? Meinen Traum, durch die Sahara zu fahren oder durch Sibirien nach Tibet, ist dahin. Meine Frau möchte nicht wild campen. Da stimme ich ihr zu.
Da viel mehr Holzdekorplatten drin waren als nötig, hatte ich genug Material, um an einigen Stellen den ursprünglichen Stil zu zitieren. Die Idee mit den farbigen Schubladenfronten kam von meiner Frau. Ach ja, der Hängeschrank über dem Küchenblock musste auch verkürzt werden, das war aber eine minderschwierige Aufgabe.
Wer es nachmachen möchte, sei gewarnt: Es war sehr viel Arbeit. Ich habe keine elektrische Säge für glatte Schnitte („Lass die Finger lieber dran!“); mit einer Japan-Säge auf Pappelholz kriegt man auch als Laie einigermaßen saubere Schnitte hin. Die Sperrholz-Schnittkanten sind natürlich hässlich, deswegen habe ich die meisten hinter gerundeten Aluschienen versteckt. Normalerweise mache ich vor einem Projekt Zeichnungen und Pläne. Dieses Projekt wuchs Stück für Stück, weil viele Unwägbarkeiten auftauchten: Die Kühlbox ist 37 cm tief, die Schienen sind 40 cm lang, denn die Kühlbox muss ja so weit herausgezogen werden, dass man auch den Deckel ganz öffnen kann. Nun passten aber die Schienen wegen der Rundung des Küchenschranks nicht mehr, also musste ich die Konstruktion schräg stellen. Sowas geht dann nur mit der Trial-and-Error-Methode, es sei denn, man ist ein Genie. Meine Frau sagt zwar, ich sei eins, aber sie übertreibt gerne.
Man sollte dafür schon ein Hardcore-Bastler sein. Es wäre viel einfacher gewesen, einen neuen Küchenschrank zu bauen. Aber Pappelholz, das aus Gewichtsgründen erste Wahl ist, gibt es im normalen Handel nicht wasserfest verleimt und nicht beschichtet. Die Küchen-Arbeitsplatten aus Buche sind schwer, man könnte sie von unten ausfräsen und dadurch erleichtern, aber da wir sowieso schon 20 kg abgespeckt haben, sparte ich mir den Aufwand.
Schließlich hatte meine Frau ein bisschen Angst, dass der Stauraum des abgesägten Hängeschrankteils fehlen würde. Dabei sind wir doch gar nicht die fleißigen Campingköche. Aber was tut man nicht alles für seine Frau. Ich verzichte also auf meinen Kleiderschrank-Anteil. So können 50 % des Kleiderschranks für die Küche genutzt werden, per Apotheken-Auszug. Das war mit Abstand die leichteste Übung, das Pappelholz habe ich mir im Baumarkt zurecht sägen lassen und schnell mit wasserfestem Leim und Schrauben zusammengebaut und mit Parkettlack konserviert. Schwierig war nur die Montage der Auszugschienen. 15 cm bleiben noch für die hängende Kleidung. Übrigens, die Auszugschienenpaare der Schubladen, der Kühlbox und des Apothekerauszugs sind kugelgelagert. Die laufen wie geschmiert (sind sie ja auch).
Meine Frau ist begeistert über den Gewinn an Bewegungsfreiheit und die Küchenarbeitsplatte, über die Schubladen, die Steckdose, den Apothekerauszug und den Wegfall der Gasanlage, die ihr irgendwie unheimlich war. Ein weiterer Vorteil ist der Platzgewinn im Gaskasten, wo jetzt die Kabel, der Außenteppich, die Auffahrkeile, die Wasserschläuche und andere Sachen verstaut werden.
Der erste Schritt ist gemacht. Irgendwann werde ich an der Vergrößerung der Dinette arbeiten.
Und vielleicht finde ich auch noch eine Lösung, wie man die Federung des Basisfahrzeugs weicher machen kann. Ratschläge dafür nehme ich gerne entgegen. Im Forum gibt es zwar schon Beiträge über Federungen im Ducato, aber da geht es meistens um Gewicht, Balance und Auflastung. Wir wünschen uns einfach nur ein bisschen mehr Komfort.
Grüße von Volker