Hier mal ein etwas anderer Ausbau. Ich habe in über dreißig Jahren noch nirgendwo etwas Ähnliches gesehen. Wenn ich mal einen Vergleich mit dem Pössl wagen darf, der in dieser Klasse wohl Standards setzt Der Pössl hat nichts, was ich nicht, in für mich ausreichender, gleicher oder sogar besserer Ausstattung, habe. Umgekehrt fehlt dem Pössl aber etliches worauf ich großen Wert lege s.u. Natürlich kann ich in Punkto Verarbeitung nicht mithalten. Das sind halt Profis und ich bin nun mal kein Schreiner.
Nach zuvor 10 Jahren Campingerfahrung mit einem VW Bus wusste ich genau was ich wollte und was genau so wichtig ist, was ich nicht wollte. Ähnlich mobil, nur alles ein bisschen größer. Da wir zu 95% wild Campen brauchen wir die Mobilität so wohl in der Stadt wie auf kleinen Feldwegen und die relative Unauffälligkeit (deshalb auch die Reklameaufschrift an den Seiten, das ist ein Fake). Außerdem liebe ich es bei geöffneter Schiebetür zu sitzen, das bieten halt nur Kastenwagen wie Ducato oder Boxer etc.
Da nicht eines, und das trifft bis heute zu, der auf dem Markt angebotenen Womos, meinen Ansprüchen auch nur annähernd entsprach, blieb mir nur der Selbstausbau. Basisfahrzeug war ein Peugeot Boxer, 3 Liter, 157 PS und 125 Liter Tank. Da macht das Fahren wieder Spaß. Das Hochdach habe nicht selber montiert aber alle anderen Arbeiten sind Do It Yourself
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Als erstes erstellte ich ein Pflichtenheft mit Einrichtungen die auf keinen Fall fehlen durften.
1. WC und Dusche
2. Ausreichend Stauraum
3. Reichlich Bewegungsfreiheit
4. Eine großzügige Küche mit viel Arbeitsfläche (wir kochen gerne)
Da man einen begrenzten Raum nicht vergrößern kann, bleibt als einzige Lösung nur die Mehrfachnutzung übrig. Der Not gehorchend, praktizieren alle mir bekannten Kastenwagencamper dies, indem sie die Dusch-WC Kabine als Stauraum benutzen. Vor dem Duschen wird dann alles ausgeräumt und irgendwo im Innenraum steht es dann im Weg. Nach dem Duschen muss dann die Nasszelle gründlich abgetrocknet und alles wieder eingeräumt werden. Spätestens nach dem drittenmal Duschen, nervt einen das Ganze so, dass man das Duschen ganz sein lässt. Man hat jetzt keine praktikable Dusche, zu wenig Stauraum, keine Bewegungsfreiheit und keine Arbeitsfläche in der Küche. Der einzig mögliche Lösungsansatz, wenn alle 4 Punkte erfüllt werden sollen, kann deshalb nur heißen: Doppelnutzung des freien Raums durch eine einfach auf- und ab zubauende Duschkabine.
Da das Duschen, weniger als 1% der Zeit im Wohnmobil beansprucht, die Nasszelle aber zu 99% ungenutzt Raum beansprucht, habe ich eine mobile Lösung gefunden, wie wir komfortabel im Womo duschen können. Auf- und Abbau dauern jeweils nur 5 Minuten. Das Duschwasser läuft, durch eine mit einem Stopfen verschließbare Öffnung im Boden, ab. Im Sommer kann man die Konstruktion, mit oder ohne Vorhang, zwischen die Hecktüren verlagern. Ein PORTA POTTI haben wir auch noch. Einen Haken hat der Ausbau, wie man sieht auch. Wer zum Pinkeln, fürs Große benutzen wir es eh nicht, unbedingt eine abgeschlossene, schalldichte Kabine braucht, der hat hier schlechte Karten. Aber nach 10 Jahren VW Bus „Ohne“ ist das für uns schon ein Luxus und „gschamig“ sind wir auch nicht.
Jetzt haben wir die nötige Bewegungsfreiheit und eine Küchenzeile die größer ist, als in allen, mir bekannten Reisemobilen, egal wie groß das Fahrzeug auch immer ist.
Einige weitere, bei dieser Fahrzeuggröße nicht unbedingt selbstverständliche, Features:
Großer Kleiderschrank, + Schrank für Schmutzwäsche mit 2 “Wäscheklappen“
Reichlich Schränke für Kleidung, Vorräte, Küchengeräte und Geschirr und diverse Gläser.
2 x 11kg Gasflaschen
Frischwassertanks 100 Liter, 5 Liter Warmwassertherme
Platz für 2 große Klappstühle,
Der Tisch, kann in Verbindung mit einem mitgeführten Gestell, auch außen benutzt werden.
2 Flammiger Gaskocher, so modifiziert, dass er leicht und schnell waagerecht nivelliert werden kann, unabhängig von der Schräglage des Fahrzeugs
Großer Absorber Kühlschrank, Abluft durch Ventilator, aber Besonderheit, Luftzufuhr, immer mit der kühlst möglichen Lufttemperatur und die ist unterm Auto, nur durch einen zweiten Ventilator im Boden, dadurch konstant, maximaler Wirkungsgrad. Fernthermometer, ermöglicht rechtzeitiges Down regeln, um Aufschaukeln mit Überhitzung, bei sehr heißen Außentemperaturen, zu vermeiden. Absorber Betreiber wissen wovon ich spreche. Hat auch bei höheren Temperaturen immer funktioniert.
Ablage (Stauraum) für Wanderstöcke Schirme und ein Stativ mit Galgen (wird in Verbindung mit einer 3 Watt LED Leuchte als Außenleuchte verwendet).
Großes Bett, (2,10 x 1,70)m, mit 13cm Mehrschichtmatratze (Eigenbau aus Kalt Schaumstoff und Visco Schaumstoff, hochwertiger Matratzenbezug). Ein Tipp: Einfach eine hochwertige, normale Matratze in der „Bucht“ ersteigern und entsprechend zurechtschneiden (lassen).
Gepäckträger (Eigenkonstruktion) für Fahrrad und falls nötig auch für „Gedönskiste“, kostet nur 1/3 der herkömmlichen Träger- Leitersysteme, ist aber mehr als 3 x so stabil. Türbleche innen, verstärkt durch großflächiges 19mm Multiplex, ganzflächig mit Sikaflex verklebt und 8mm Einschlagmuttern. Befestigung durch 4 Schrauben. Schnelle Montage und Demontage
2 x 80 A Bordbatterien in Verbindung mit einem Sterling B2B Ladegerät
Wechselrichter 1000 Watt Dauerleistung für Fön und Espressomaschine (liegt wegen des hohen Strombedarfs (100 Ampere, fingerdicke Kabel) nur an der Starterbatterie.
Wechselrichter 150 Watt für FS Gerät
Feste Ablage für FS Gerät, Betriebsposition mit nur einem Handgriff
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2 x 100 Watt RMS High End Endstufe von MB QUART, Tannoy Studiolautsprecher, automatische Umschaltung bei Fahrbetrieb auf die Frontlautsprecher in den Türen. Radio (CD MP3) per Fernbedienung steuerbar.
Batterie Bordcomputer: Spannung, Strom und Ladezustand.
Flache (8 mm) LED Einbauleuchten (Eigenbau aus LED Element und Sanitärrosette) Betrieb bei konstant 11,7 Volt (Lebensdauer)
2 Solarzellen auf dem Dach
Großes, elektrisches HEKI Dachfenster
Große elektrische Trittstufe
Kleine, regelbare, lautlose Ventilatoren (mit 1,2 Volt Betriebsspannung) über der Kochstelle.
85cm Satellitenschüssel, automatisch steuerbar.
Ich wollte mit dieser Aufstellung nicht strunzen, sondern sie ist deshalb so ausführlich, weil dies alles in so einem kleinen Fahrzeug untergebracht wurde und trotzdem noch so viel Bewegungsfreiheit, Stauraum und Arbeitsfläche vorhanden ist. So habe ich z.B. die Bordbatterien nebst allen elektrischen Steuerelementen, beide Wechselrichter und die Audio Endstufe unter beide Vordersitze montiert. Das war Millimeterarbeit. Für zukünftigen Batteriewechsel kann ich schon mal einen Arbeitstag einplanen, aber so alle 6-7 Jahre ist das sicher zu verkraften.
Vor 12 Jahren habe ich meinen ersten Peugeot Boxer fast gleich ausgebaut, aber er war noch nicht perfekt. Ich habe also reichliche Erfahrungen sammeln können und über Verbesserungen nachdenken können, die in den heutigen Ausbau eingeflossen sind. Bei jeder einzelnen Baumaßname und bei jedem Funktionsteil weiß ich genau, warum so und nicht anders. Das hat mehrfach zu folgenden Situationen geführt. Ich hatte eine Idee und habe sie ausgeführt. Wenig später, zumeist auf Spaziergängen, mit unseren beiden Hunden, fiel mir ein, dass man die Sache auch ganz anders lösen könnte. Also alles ausgebaut und neu gemacht. Manchmal, während des Ausbaus oder kurz danach, merkte ich dann, dass man die funktionelle Ausführung noch besser machen konnte und bevor ich mich jetzt jahrelang darüber ärgern würde, habe ich das Teil zum drittenmal gebaut. Ich kann gar nicht sagen, wie oft das vorgekommen ist, viel zu oft. Schönes Beispiel ist die 65´Sat Schüssel. Wegen des Dachfensters passte keine 85´. Das hat mich immer gestört. Dann bin ich darauf gekommen, dass man die störenden 17cm am oberen Rand einfach absägen kann und man hat immer noch 50% mehr Fläche als bei der 65´. Also noch mal 100 Eumel in eine 85´ investiert. Ich habe auch mal nachgerechnet und bin auf 800 Arbeitsstunden für den kompletten Ausbau gekommen. Ich bin Perfektionist, aber nur was die funktionelle Ausführung betrifft, nicht die handwerkliche. Ich kann und mache zwar alles selber, aber nicht immer so professionell. Na ja, auf dem Gebiet der Elektrotechnik-Elektronik kenn ich mich aus und hier habe ich einige nicht übliche Features installiert. Aber keine Spielereien, nur Nützliches, in konventioneller Technik, mit Relais, Schaltern und Strippen. Bei Ausfall irgendeines Systems muss Fehlersuche und Reparatur auch in der Pampa funktionieren.
Außer für meine Frau und mich, haben wir auch noch Platz für unsere beiden Border Collies, nebst deren und unseren Futtervorräten und reichlich Getränken. Seit 2011 haben wir, mehrmals, 2 Monate am Stück Urlaub gemacht und haben festgestellt, dass wir keine Kiste für Gedöns brauchen, da wir alles, was wir benötigten, auch so untergebracht haben.
Der Ausbau liegt nun auch schon 4 Jahre zurück und ich bin der Meinung, dass ich meiner „Eierlegenden Wollmilchsau“ ziemlich nahe gekommen bin. Mir fällt nichts ein was ich noch verbessern könnte oder anders machen würde. Ein Zeichen dafür ist, in den zurückliegenden Jahren hatten wir nach jeder Tour eine „To-Do“ Liste für Änderungen und Verbesserungen. Das ist jetzt Vergangenheit.
Hier noch ein Tipp für künftige Ausbauer. Man nehme reichlich, große Kartons, steife Pappe und einer Klebepistole. Jetzt kann man die Einbauten, grob oder auch feiner, im Maßstab 1:1 erstellen und im Fahrzeug ankleben. Was auf einem Grundriss noch relativ klein aussieht, kann räumlich schon ein ziemlich großer Brocken sein. Schnell kann man was anstückeln oder abschneiden Man braucht keine 2 Stunden dafür und hat eine genaue, räumliche Vorstellung davon, wie der geplante Ausbau am Ende aussieht. Wenn jemand noch Fragen hat ich beantworte sie gerne.